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Teil 7: Wernshausen (fast Schmalkalden) 426 km

  1. Tag auf unserer Radpilgerreise nach Wittenberg

7.00 Uhr morgens. Blick aus dem Fenster: Nebel! Geschätzte Temperatur an die Null Grad. Aber wir sind bereit. Auf geht’s in Richtung Thüringen! Doch in Meeder das erste Problem: wie geht es weiter? Wir stehen vor der Karte und versuchen uns zurecht zu finden. Und da kommt er: „Hartmut“ steht an unserer Seite – und erklärt wie wir fahren sollen. Wir versuchen zu folgen – doch schon an der nächsten Kreuzung: wo geht es weiter? Und schon ist er wieder da: „Hartmut“. „Hier könnt ihr weiterfahren. Da kommt ihr nach Bad Rodach.“ Und tatsächlich – seine Hilfe brachte uns voran. Noch ein drittes Mal half er uns. Vielen Dank, „Hartmut“!

Weiter ging es den Vormittag im Nebel und über wenigstens „sieben Berge“, steil und lang. Aber wir erreichten Thüringen und die Werra. Super Radwege führten uns am Fluss entlang. Thüringen empfing uns im Sonnenschein und gegen 13.45 Uhr waren wir in Themar. Mittagspause. Am Marktplatz, immer noch strahlender Sonnenschein. Mit unserem Gaskocher wurde Suppe und Tee gekocht. Brot und Obst, sowie Süßigkeiten ergänzten unser Dinner. Und da die Entdeckung: zufällig, es ist ja endlich Zeit zum Nachdenken, entdeckt einer von uns den Zimmerschlüssel aus unserer letzten Unterkunft. Gut, dass wir einen Transporter dabeihaben. So kommt der Schlüssel wieder an seine Tür.

Frisch gestärkt ging es weiter Werra abwärts. Nur wenige Anstiege waren noch zu überwinden. Vorbei ging es an Grimmelshausen, Meiningen. Schon wieder Entsetzen: einer fehlt. Doch auch da gab es einen Engel: er bringt den Mitradler zurück zur Gruppe. Mit allen vereint erreichen wir Wernshausen.

Ohne Probleme sind wir ganz schnell am Gasthof „Zur Linde“ – unsere Unterkunft. Freundlich werden wir vom Chef empfangen, die Radlergarage gezeigt und unsere Zimmer. Duschen ist angesagt und wir überlegen, wie gestalten wir den heutigen Abend? Schon wieder ein Engel! Wir dürfen die Wirtsstube in Beschlag nehmen. Getränke werden zur Verfügung gestellt und wir packen unsere Vorräte aus. Ein super Abendessen um einen Wirtshaustisch. Entspannung pur nach einem anstrengenden Tag.

F. Benning

Teil 6: Coburg – 315 km

Wir frühstücken pünktlich um 7.30 Uhr, denn wir wollen heute nicht zu spät starten. Unsere Führerin Carola kommt noch einmal. Sie will versuchen, uns den schönsten Blick der Stadt zu zeigen. Leider ist dieser Versuch nicht erfolgreich, weil der Wirt vom Spezi-Keller heute keine gute Laune hat. St. Stefan bekommen wir leider auch nicht zu Gesicht. Grund: Schulgottesdienst. Carola sagt: wir müssen noch einmal nach Bamberg kommen.

Wir fahren los in Richtung Coburg. Es ist recht langweilig, abgesehen von kleineren technischen Problemen. Z.B. gestaltet sich das Reifenaufpumpen an der Tankstelle etwas schwierig und ein Schutzblech macht Probleme. Auf halber Strecke nach Coburg wartet das Begleitfahrzeug mit exzellentem Streuselkuchen aus Bamberg. Manche sagen, er wäre sogar besser, als die Windbeutel in Mohnheim. Kaffee gibt es aber dann doch nicht dazu, denn wir haben nicht genug Mut, das Wasser der Itz zu trinken.

Gestärkt vom Kuchen gelingt die Fahrt nach Coburg gut. Die Stadt ist bergiger als wir es uns vorstellen konnten. Die letzten Meter zur Unterkunft sind etwas anstrengend. Leider ist die Burg nach dem langen Tag in unerreichbarer Höhe. Wir sind in einem Rentnerparadies untergebracht. Während sich die Senioren gepflegt nebenan betrinken, essen wir ganz gesittet in der Teeküche zu Abend.

 

 

Tabea war übrigens auf der Veste Coburg und fand es großartig.

Amirs Sekretärin Tabea

Teil 5: Bamberg (über 253 km)

Heute haben wir dem Regen getrotzt und sind nach unserem Tag Pause in Nürnberg weiter nach Bamberg gefahren. Bevor es los  ging, gab es noch die obligatorische Morgenandacht in der Sebalduskirche mit der Tageslosung und einen kurzen Besuch im Melanchthon-Gymnasium bei der Schulleitung. Dort trafen wir Philipp, der zwar die Schule 1526 nicht selbst gegründet hat, aber immerhin ein neues, mit der Reformation verstricktes Bildungskonzept verwirklicht hat.

Auf dem Weg hatten wir mit dem schlechten Wetter zu kämpfen, aber dank guter Regenkleidung und einer schönen Pause in Möhrendorf war auch diese Strecke gut zu meistern. Denn in Möhrendorf konnten wir uns mit heißem Tee und Kaffee wieder aufwärmen, und somit gestärkt den zweiten Teil unserer Tagesstrecke antreten.

Der Weg nach Bamberg ging immer an der Regnitz und der Pegnitz entlang und somit die meiste Zeit geradeaus, erst in der Stadt machte uns die Suche nach der Jugendherberge Schwierigkeiten. Doch Schlussendlich kamen wir alle gut an.

Daraufhin bekamen wir eine kleine Stadtführung mit einer sehr begeisterten Stadtführerin, der Rundgang begann mit einem typisch fränkischen Abendessen. Somit konnten wir noch die schöne Stadt und ihre kulinarischen Besonderheiten bewundern, und wegen morgen beten wir alle für Sonnenschein 😊

F. Korn

Teil 4 – immer noch Nürnberg

In Nürnberg erholen wir uns vom Gegenwind des Vortages. Die Unterkunft in den Kaiserstallungen (jetzt Jugendherberge) auf der Burg ist großartig! Der Tag beginnt gut.

Erster Programmpunkt ist eine zweistündige Führung auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände. Die Geschichte der imposanten Bauten der NS-Zeit macht uns nachdenklich.

 

Mittags gibt es Picknick am Dutzendteich. Es ist kalt und windig. Deshalb wird erstmals der Gaskocher in Betrieb genommen für Tee und heiße Nudeln.

 

Für den Nachmittag geht es noch einmal in die Lorenzkirche, in der wir schon gestern zur Kurzandacht waren. Dieser durch und durch gothische Bau wird uns von Anne Fries erklärt, die hier aufgewachsen ist. In zwei Stunden sehen wir die Feyerglocke (= mittelalterlicher Feueralarm), die schöne Madonna, Caspar, Melchior und Balthasar, den Apostelleuchter, den Englischen Gruß und den Lebensbaum. St. Lorenz finden wir auch und hören seine Geschichte.

Es gäbe natürlich noch sehr viel mehr zu sehen, aber nun müssen wir uns mental auf den morgigen Weg nach Bamberg vorbereiten. Uns ist etwas bang , denn vermutlich wird es auf den über 60 km regnen. Gestärkt vom guten Jugendherbergsdinner bzw. einem exzellenten syrischen Falafel steigen wir in die Betten.

 

 

Teil 3 – Nürnberg Kilometer 175

Frühstücksei, FRUCHTSALAT, Nutella, Käseplatte, Mozzarella, Müslibar und alles, was das Herz begehrt – was für ein grandioses Frühstück! Mit einem solchen Frühstück starten auch die müden Seelen, die die zu weichen Betten kaum verlassen wollten und konnten, gut gerüstet in den Tag. Zwar fehlte es an Sonne, an guter Laune fehlte es uns allerdings nicht. Nur Herr Pfarrer konnte sich die gute Laune nur durch Hampelmänner am frühen Morgen erhalten, denn es fror ihn an das nackte Bein.

Mit einem kleinen Schlenker durch Weißenburg – auf Umwegen bis nach Ellingen – begann unser Tag. Hin zum Brombachsee, direkt nach Roth. Auf zwei quasi völlig verschiedenen, alternativen Routen waren wir unterwegs – eine Gruppe mit dem Fokus auf Geschwindigkeit und die andere konzentrierte sich auf Flora und Fauna, Landschaft und gutes Essen. Auch die direkte Wegbeschreibung wurden großen Wert gelegt – in der zweiten Gruppe.

Nach dem Besuch einer winzig kleinen Bäckerei mit drei Stühlen, der die Energiereserven wieder auffüllte, folgte etwas Unerwartetes. Ohne diesen Besuch wäre die folgende Überraschung kaum zu verkraften gewesen. Auf dem Weg nach Meckenlohe folgte eine unfertige Brücke in unmittelbarem Bauzustand, die weit und breit die einzige über die große Bundesstraße war. Also: Umleitung durch den schönen fränkischen Wald.
Schlussendlich war der langersehnte flache Fahrradweg am Main-Donau-Kanal erreicht. Dort weitgefehlt! Der Gegenwind machte uns schwer zu schaffen. Wie schön war es durch das Verkehrschaos der Nürnberger Innenstadt zu fahren, als sie dann endlich erreicht war – ohne Gegenwind!

Doch kurz vor dem Ziel (am Nürnberger Hafen) wurde auch die Geschwindigkeitsgruppe zurück geworfen. Ein fataler Zwischenfall bescherte uns einen herben Rückschlag. Da hatte doch Herr Pfarrer einen Platten – auch noch vorne! Also mussten alle mit geballter Kraft und Expertise den kaputten Schlauch durch einen neuen ersetzen. Als dann auch die Verkabelung des Vorderlichtes, schon beim ersten Versuch, wieder vollendet war, konnten die letzten fünf Kilometer hinter uns gebracht werden.

Zum krönenden Abschluss wurden wir zu einem phänomenalen und alle-Strapazen-vergessen-lassenden Mahl geladen. Bei Nürnberger Bratwürstchen, Kartoffelbrei und Sauerkraut gab es im Pfarrershause Baader einiges zu berichten und zu diskutieren. Vielen Dank, Familie Baader für diesen tollen Abend.

Teil 2: Weißenburg in Bayern – Kilometer 100,62

Was für ein Wetter, bei dem wir heute starten konnten! Sonnenschein und eine Morgenandacht in T-Shirt und kurzer Hose. Danach Sonnenbrille und Helm auf und los ging die wilde Tour durch das Donau-Ries hin zum Frankenland. Es ging bergauf und bergab, durch Wiesen und durch Wälder.

Schon nach den ersten paar Metern wurde die Euphorie aller kurz ausgebremst, als sich ein Teil der Gruppe bei einer scharfen Linkskurve vom Schilderwald verirren ließ. Aber nach kurzer Zeit war die Gruppe wieder vereint und mit voller Kraft konnte die Fahrt weitergehen.

Nächster Stopp war Monheim – dort gab es phänomenale Windbeutel schon vor den Toren der Stadt! Auch Luther speiste wohl schon dieses prachtvolle Sahnegebäck.

Nach dieser atemberaubenden Stärkung ging die Tour mit einer kleinen Dusche von oben weiter. Aber davon ließ sich niemand verunsichern. Es wurde fleißig in die Pedale getreten, so dass nach Weilheim und Otting, eine schlecht ausgeschilderte Umleitung in Möhren uns nach Treuchtlingen führte. Dort verließ uns die Beschilderung vollends, aber dank hilfsbereiten Treuchtlingern und GoogleMaps, war Abhilfe geschaffen.

Auf der Zielgerade nach Weißenburg, direkt neben der IC(E)-Linie, holte uns der Regen vom Regenradar schneller ein als erwartet. Wir trotzten der Feuchtigkeit und ruck zuck war Weißenburgs imposante Altstadt erreicht!

 

Eis essen, Kaffeetrinken, Weißbier genießen und die Andreas-Kirche sind unsere Nachmittagsbeschäftigung. Toll, wie schön, in Weißenburg zu sein.

Teil 1: Augsburg – Donauwörth (Tacho: 50,53 km)

Unsere Reise beginnt in St. Anna. Dort war Martin Luther einquartiert, als er Cajetan Rede und Antwort stehen musste. Weil es Sonntag ist, gehen wir in den Gottesdienst und füllen eine Kirchenbank. Anders als Martin Luther verlassen wir die Stadt nicht fluchtartig, sondern in Vorfreude auf 14 gemeinsame Tage.

Der erste Abschnitt unserer Reise verläuft am Lech entlang. Obwohl alle Radler in Augsburg wohnen waren viele noch nie dort unterwegs. Umso schöner ist die Entdeckung.

Auf dem Rad ist Zeit für Unterhaltungen und Kennenlernen. Vorfälle gibt es keine, dank der ausgezeichneten Beschilderung.

 

In Donauwörth angekommen treffen wir auf unser Gepäck, das uns von einer wunderbaren Unterstützerin transportiert worden ist.

Außerdem bietet sich die Gelegenheit zur interkulturellen Begegnung. Familie H. aus Damaskus, die ich von einer gemeinsamen Autofahrt kenne, hat mich zum Kaffee eingeladen. Sie sind spontan bereit, uns acht zu begrüßen. Es gibt köstliches syrisches Gebäck und  Kaffee. Wir sind froh, dass einer von uns Arabisch sprechen kann.

Abends gibt es noch die Gelegenheit einer Radrundfahrt in Donauwörth mit dem Lokalmatador Friedrich.

Orientierungsübung

Wenn wir am Sonntag losfahren, wollen wir uns nicht als erstes verfahren. Deshalb haben wir uns die GPS-Daten von Pfarrer Jürgen Nitz heruntergeladen und sie mit der App maps.me kombiniert. So können wir die Karten auch dann benutzen, wenn wir keinen Handyempfang haben. Einer unserer vielen Unterstützer hat dies herausgefunden.

Ich habe leider keinen Sinn für Orientierung und verfahre mich immer. Deshalb sind wir gestern, am Freitag, in einem kleinen Grüppchen von zufälligen Unterstützern losgefahren, und haben nach dem Anfang des Weges gesucht. Drei derjenigen, die mit dabei waren, werden nicht mit nach Wittenberg radeln. Es war dann doch nicht so schwer. Der Lech ist so groß, dass man ihn nicht verfehlen kann.

Wir hatten einen schönen Nachmittag. Den Weg am Lech entlang können wir für Ausflüge, zum joggen, Hund ausführen und ganz besonders zum Unterhalten übers Leben nur sehr empfehlen.