Die Morgentoilette ist die erste logistische Herausforderung für unsere Gruppe; doch bis 7.30 Uhr haben es alle geschafft, und unser Gastgeber steht mit einem opulenten Frühstück vor der Tür. Besonders lecker sind die mit Marmelade gefüllten Gebäckstücke.
Um halb 9 Uhr holt uns ein Kleinbus ab und wir starten zu unserer Wanderung in die Berge in der Gegend von Gori. Wir treffen dazu Bischof Malkhas mit einer interreligiösen Gruppe von jungen Leuten aus seiner Gemeinde nebst einigen Gästen.
Während der Fahrt auf der Autobahn durch das Tal der Kura taucht der eisbedeckte Gipfel des Kasbek auf. Über Feldwege, vorbei an einem malerischen See, schaukeln wir empor zum Ausgangspunkt unserer Wanderung. Es ist eine echte Genusstour: wir laufen auf dem Grat eines langgesteckten Bergrückens, meist leicht bergab, der Ausblick geht rundum in weite Ferne; auf der einen Seite hinunter in das wilde Flusstal der Kura, des längsten Flusses Georgiens, der sich hier sein Bett ungebändigt selber sucht, auf der anderen Seite hinüber zu den schneebedeckten Fünftausendern. Kühe weiden auf dem vertrockneten Steppengras, und bei jedem unserer Schritte schwirren Grillen und Heuschrecken auf, letztere mit wunderschön blau und orange gefärbten Flügeln. Und sogar eine Gottesanbeterin lässt sich von uns fotografieren.
Zur Brotzeit teilen wir uns den mitgebrachten Proviant. Bischof Malkhas spendiert Granatapfelwein.
Der Höhenzug, auf dem wir so friedlich dahinwandern, markierte im russisch-georgischen Krieg vom August 2008 das weiteste Vordringen der russischen Invasionstruppen. Hier und da sind noch die Trichter von Granateinschlägen zu sehen.
Und ganz am Ende der Wanderung der unerwartete Höhepunkt. Wir betreten eine aus Sandsteinfeld geschlagenen Hohlweg: das Tor der alten Höhlenstadt Uplistsikhe. Überall türmen sich hangabwärts riesige von den Gletschern zu bizarren Formen geschliffene Sandsteinfelsen auf, die zum Herumklettern und Springen verlocken. Weiter zum Fluss hin folgt ein Labyrinth von in den Fels geschlagenen Häusern, Kirchen und Magazinen. Zum Fluss Kura führt ein langes niedriges und steiles Felstunnel hinaus.
Während wir auf unserer Wanderung keinem Menschen begegnet sind, wimmelt es hier von Besuchern. Wir nehmen uns im Kiosk noch Wasser mit und fahren dann in eine Gastwirtschaft, um zusammen mit unseren neuen Freunden den Tag mit einem Gastmahl abzuschließen. Wir immer mundet das Essen vorzüglich. Mit den obligatorischen Trinksprüchen haben wir inzwischen Routine: Gaumarjus!