Wiesenfreuden 2022
Der Winterfrost war zwar nicht allzu streng, reichte aber, um unseren kleinen Tümpel undicht werden zu lassen. Unser Vorhaben, den Lehmboden wieder festzutreten, wurde jedoch von Wildbienen vereitelt,die sich in den trockenen Ritzen eingenistet hatten. Als es dann aber doch wieder stärker regnete, ist die Bienenbrut vermutlich abgesoffen. Weniger gut angenommen wird das Bienenhotel – wir sollten vielleicht die Befüllung ändern.
Die Wildblumen breiten sich immer mehr vor vier Jahren angesäten Bereichen über die Fläche aus. Im Mai und Juni stand die Wiese in voller Blütenpracht. An feuchteren Stellen wuchs der gelben Wiesenbocksbart, dessen Samen mit ihren Schirmchen schöne runde Kugeln bilden, die Wurzeln könne man sogar essen. Wer genau hinsah, fand auch ein paar zarte hellblaue Wiesenglockenblumen, Neulinge bei uns. Doch den Großteil der Fläche hat der Klappertopf in ein gelbes Meer verwandelt. Er hilft uns bei dem Ziel, die Artenvielfalt zu erhöhen, denn er zapft die Wurzeln der Gräser an und schmarotzt von ihrem Saft. Damit schwächt er die Grasnarbe aus und schafft Platz für lichtbedürftige Arten. Für die Hummeln ist er ein begehrter Nektarspender. Eher vereinzelt bringen Karthäusernelken, Wiesensalbei, Quirlblütiger Salbei, Malve und Skabiose rosa und lila Farbtöne in die Wiese – sie könnten noch mehr werden. Dichte Bestände bilden Johanniskraut, Majoran und Wilde Möhre. Sie blühen auch jetzt im Sommer und bis in den Herbst hinein. Die Wilde Möhre ist eine wichtige Nahrungspflanze für Schmetterlingsraupen. Eine Rarität ist der Klebrige Lein mit seinen rosa Blütensternen, den man hierzulande den Lech entlang findet.
Die extreme Hitze hat das Gras jetzt weitgehend verdorren lassen. Trotzdem ist regt sich noch Leben. Geht man über die Wiese, so springen unzählige kleine Heuschrecken beiseite. Auch Schmetterlinge sind noch zu beobachten: Bläulinge, das Kleine Wiesenvögelchen und das Landkärtchen, für dessen Raupen wir auch eine Ecke mit Brennesseln stehen lassen.
Es gab auch größere Tiere zu sehen. In der Mitte der Wiese hat ein Feldhase seinen Stammplatz. Im Juli durften wieder fünf Schafe von der City-Farm, Ostpreußische Skudden, zwei Wochen lang auf der Wiese fressen, bis sie noch für ein paar Tage auf die WZU-Heide auf dem Uni-Campus umzogen. Dank sei ihrer Besitzerin Ildi und der Sheep-Watch-Gruppe, die vom Haus Edith Stein aus die Tiere ständig im Blick behielt.
Eine tolle Bereicherung waren vier Hühnerdamen,die von April bis Juli zwischen Terrasse und Kirchenrückwand geräuschlos scharrten und pickten. In dem Gebüsch und dem Haufen mit dem alten Grasschnitt fanden sie ideale Bedingungen. Sie haben es geschafft, den Haufen viel schneller zu Erde werden zu lassen. Betreut wurden sie von Maria und Annabell; ganz großen Dank Euch beiden für die Arbeit. Leider mussten sie im Juli wieder in den Bayerischen Wald heimziehen. Ob sie nächstes Jahr noch einmal kommen dürfen?
Maria hat heuer wieder viel Mühe in die Bestellung des Hügelbeets gesteckt, leider machte die Trockenheit die Arbeit schwer und den Ertrag schwach. Sogar die Fruchtzweige der Japanischen Weinbeere, die neben dem Beet am Spalier wächst, trockneten ein, so dass die Vorfreude auf die leckeren Beeren umsonst war. Nur der Wein am Balkon wurzelt so tief, dass ihm die Hitze nichts ausmacht. Die im letzten Jahr gepflanzten Walnuss, Zwetschge und Mispel brauchen fürs Überleben zusätzliche Wassergaben.
Das Mähen des dürren harten Grases war mühsam, ich habe es, nachdem ich mich mit dem oberen Teil abgeplagt hatte, bleiben lassen und den Rest auf Oktober verschoben. Dann schneidet die Sense auch noch am Nachmittag das feuchte Gras, und ich spare mir das Aufstehen vor Morgengrauen.
Peter Roth


